In der Demokratie gibt es eine Pflicht, die allem anderen vorgeht: Nämlich zu sagen, was ist!
Du bist, was du liest!
Die alternative, neue Bücherschau in Halle

Das andere, neue Literatur-Festival in Halle/Saale, Messestraße 10, 8. – 9. November 2025, 10 – 18 Uhr
Großartige Idee: Zur BücherMesse „SEITENWECHSEL“ in Halle an der Saale haben sich bereits viele Verlage, Schriftsteller und Buchfans angemeldet. „Der Schöpfer eines guten Buches ist der gute Leser“, sagt Ralph Waldo Emerson. In der Tat. Ein gutes Buch kann den Leser schöpferisch und damit unser Miteinander wieder besser werden lassen.
„Seien Sie dabei und gestalten Sie gemeinsam mit uns den Seitenwechsel in der Halle Messe“, sagt Susanne Dagen, Veranstalterin und Inhaberin vom BuchHaus Loschwitz in Dresden. „Das neue Format in dem privaten Messegelände in der Mitte Deutschlands versteht sich als Ergänzung zu den riesigen internationalen Buchmessen und wird Besucher mit Büchern, Gesprächen und Lesungen überraschen.“ Motto: Du bist, was du liest!

Lieben Sie Bücher? Da sind Sie in Halle richtig: Endlich ein Forum für andersdenkende, mutige Autoren und ihre Werke. Wie heißt es so schön: „Politisches Denken beginnt dann, wenn man sich die Augen reibt und fragt: Eigentlich könnte es auch anders sein!“ Dafür bietet die neue BücherMesse in Halle einen Ort, in dem wahre Literatur existiert. Beim Lesen möchte niemand manipuliert werden. Bücher sollen Lust auf Lektüre machen.
Die Lüge und die Wahrheit
Quelle der Erkenntnis

Nackt, schön, verzweifelt: Das Gemälde „Die Wahrheit kommt aus dem Brunnen“ von Jean-Léon Gérome, 1896
Laut einer Legende aus dem 19. Jahrhundert treffen sich die Wahrheit und die Lüge. Die Lüge sagt zur Wahrheit: „Heute ist ein wunderbarer Tag!“ Die Wahrheit sieht in den Himmel und seufzt, denn der Tag war wirklich schön. So verbringen sie viel Zeit zusammen und kommen auch an einem Brunnen vorbei. Die Lüge spricht zur Wahrheit: „Das Wasser ist sehr schön, lass uns gemeinsam ein Bad nehmen!“ Die Wahrheit, wieder mal skeptisch, testet das Wasser und entdeckt, dass es wirklich sehr schön ist. Sie ziehen sich aus und baden. Plötzlich springt die Lüge aus dem Wasser, zieht die Kleider der Wahrheit an und rennt weg. Die wütende Wahrheit kommt aus dem Brunnen und sucht verzweifelt die Lüge, um ihre Kleider zurück zu bekommen.
Die Welt, die die Wahrheit nun nackt sieht, wendet ihren Blick weg, mit Verachtung und Wut. Die arme Wahrheit kehrt in den Brunnen zurück und verschwindet für immer versteckt darin. Welch eine Schande!
Seitdem reist die Lüge um die Welt, gekleidet wie die Wahrheit, die den Bedürfnissen der Gesellschaft gerecht wird, weil diese auf keinen Fall den Wunsch hat, der nackten Wahrheit zu begegnen.
Zitate zum Thema
„Der Wille zur Macht ist stärker als der Wille zur Wahrheit„
André Gide: Glaube denen, die die Wahrheit suchen, und zweifle an denen, die sie gefunden haben.
Ernst R. Hauschka: Wer die Wahrheit hören will, den sollte man vorher fragen, ob er sie ertragen kann.
Max Frisch: Die beste und sicherste Tarnung ist immer noch die blanke und nackte Wahrheit. Die glaubt niemand!
Hannah Arendt: Wahrhaftigkeit zählte niemals zu den politischen Tugenden, und die Lüge galt immer als ein erlaubtes Mittel in der Politik. Der Wille zur Macht ist eben manchmal stärker als der Wille zur Wahrheit.
Aktuell zu „Wahrheit und Lüge“
Covertitel der neuen Ausgabe Philosophie Magazin (9,50 Euro, www.philomag.de). Headline: Wahrheit und Lüge! Sind alle Meinungen möglich? Sprechen Fakten für sich? Außerdem ein großes Interview mit dem Philosophen Peter Sloterdijk , der zu bedenken gibt, dass Europa seit einem halben Jahrtausend „eine fortwährende Dekonstruktion bisheriger Vorstellungen über das Ganze von Welt und Erde“ erlebe.
Magazin-Inhalt: In zeitgenössischen Debatten wird rhetorisch scharf geschossen. Man bezichtigt sich wechselseitig der Lüge, doch wann genau liegt eine Lüge vor? Das sind Fragen, von denen die vielbeschworene Demokratie abhängt.
„In den gegenwärtigen Debatten gerät einiges durcheinander“, schreibt Chefredakteurin Svenja Flaßpöhler im Editorial. „Denn wenn unklar bleibt, was Lügen, Tatsachen, Meinungen genau sind, und auch mit dem Begriff Wahrheit am Ende alles und nichts gemeint ist, wird es schwierig bis unmöglich, noch die Basis zu definieren, auf der Debatten stattfinden können.“

Wiener Sprachblätter, Einzelpreis 8 Euro, 48 Seiten, viele Abbildungen, ISSN: 1018-4570, www.wiener-sprachblätter.at. Man kann auch – wie ich – im Verein „Mutterprache“ Mitglied werden
Kurz-Rezension
Wiener Sprachblätter
Vierteljahresschrift für Sprachkultur
Deutschstunde
Stark wie immer auch Heft Nr. 2, 2025. Titelthema: Rainer Maria Rilke (1875 – 1926) zum 150. Geburtstag. Der Poet mit den traurigen Augen. Ein „Dichter der Angst“, wie Rilke-Biograf Manfred Koch titelt. Rilke, ein ewig Suchender nach Wahrheit. Seine Gedichte: eine Medizin in einer seelenlosen Zeit. Und natürlich geht es auch wieder um Gendern und mangelnde politische Korrektheit. So eine Kurz-Rezension zum Buch „TABU – Was wir nicht denken dürfen und warum. Weitere Themen: Wer täglich Kisten schleppt, hat auf Gendern keine Lust. Die Sachsen ohne Gendersprache oder Audi sagt leise Adieu zum Gender-Leitfaden.
Die Wiener Sprachblätter wendet sich an alle, die sich für die deutsche Sprache in Geschichte und Gegenwart interessieren. Deutsch soll als vollwertige Kultursprache erhalten bleiben.

Stephanie Elsässer: MEIN DEUTSCHLAND, Was mich prägte, was mich stärkte, was mich wütend macht. www.compact-shop.de, ISBN: 978-3-910596-52-8, 19,95 Euro, 207 S., zahlreiche Fotos aus dem Leben der Autorin
Autorin Stephanie Elsässer
„Ich will mein Land wiederhaben!“
Die ehrliche, mutige Geschichte einer ganz normalen deutschen Frau, die eines Morgens aufwacht, als ihr Bett von bewaffneten Polizisten umstellt ist: Razzia, Entrechtung, Entwürdigung. „Ich wurde zur Staatsfeindin erklärt, weil ich Geschäftsführerin einer COMPACT-Firma war, ohne jemals strafrechtlich angeklagt, geschweige denn verurteilt wurde.“ Es ging um das vorläufige Verbot des politischen COMPACT-Magazins (Chefredakteur Jürgen Elsässer). Polizeieinsatz gegen die Pressefreiheit: ungeheuerlich!
„Innenministerin Nancy Faeser hat in ihrem Verfolgungswahl einen Helden geschaffen. Jürgen Elsässer … kann … sich als Widerstandskämpfer für die Pressefreiheit feiern lassen“, schreibt Helmut Markwort am 25. 8. 2024 im Focus.
Stephanie Elsässer schreibt, dass ihre Geschichte auch typisch für den katastrophalen Abstieg, ja der mutwilligen Zerstörung unseres Landes ist. „Ich komme aus dem hessischen Mittelstand und wurde christlich erzogen, hatte eine goldene Jugend in den 1980er Jahren, als unsere Welt noch in Ordnung war.“ Eine junge Stephanie („17 Jahr, blondes Haar“) erlebte ein meinungsoffenes Deutschland: „Ein cooles Jahrzehnt“. Dann zog sie zwei Kinder groß, war beruflich erfolgreich, engagierte sich fast zehn Jahre in der CDU. Aus Enttäuschung über deren Politik trat Stephanie in die AfD ein und kam zu COMPACT. „Damit geriet ich ins Fadenkreuz eines Regimes, das jede Opposition mundtot machen will.“ Noch liebt sie dieses Land: „Aber ich will es wiederhaben, wie es einmal war!“
Ein Buch, eine einzige Anklage, geschrieben aus dem Herzen: Wie der Sozialstaat zerstört wird, das Programm der Eliten, mutige Journalisten im Fadenkreuz, Prophezeiungen, die Mut machen.

Moralspektakel. Wie die richtige Haltung zum Statussymbol wurde und warum das die Welt nicht besser macht. Siedler Verlag, 336 S., 26 Euro, ISBN: 978-3-8275-0156-1
Wir wollen die besseren Menschen sein
„Für die Menschen in der westlichen Hemisphäre ist das ‚Zeitalter des Moralspektakels‘ angebrochen“, schreibt der Philosoph Philipp Hübl. Der Autor hält der neuen digitalen Öffentlichkeit den Spiegel vor und kritisiert, dass es ihr nicht um die Sache gehe, sondern um pure Selbstdarstellung. Motto: Wir sind die guten und besseren Menschen! Hübl meint, dass es auch um soziale Funktionen, um Statussymbole und Gruppenzugehörigkeit gehe – aber vor allem um Macht und Einfluss. Wenn man politisch gegen Andersdenkende keine Argumente mehr hat, kommt die Moral. Sie wird wie eine Monstranz vor sich hergetragen. Der Buchtitel könnte auch „Scheinmoral“ oder „Doppelmoral“ heißen.
Dieses Moralspektakel ist auch eine Einschüchterungskultur. Mit Beispielen belegt Hübl, wie das funktioniert. Seine These: Statusspiel + digitale Medien = Moralspektakel. Vor allem höher gebildete Menschen argumentieren gern moralisch. Hübl nennt sie die „kreative Klasse“, die ihre politische Haltung stärker als andere moralisch auflädt. Insbesondere Intellektuelle neigen dazu, Fakten zu ignorieren, sobald sie ihrem Weltbild widersprechen. In der zweiten Hälfte seines Buches analysiert der Autor die negativen Seiten des Phänomens: „Im hohen Ton über Moral“ zu reden anstatt „soziale Konflikte zu lösen“. Selbst das Regierungsblatt „Das Parlament“ lobte das Werk in einer Rezension.
Meinung
„Das Elend der Moral ist, dass sie immer alles besser weiß und darum nichts erfährt“
Ja, diese rigorose Über-Moral ist merkwürdig. In meinem Buch „Die AfD-Story – Störfall oder Erfolgsmodell“ (2019, ISBN 978-3-00-062373-8) zitierte ich Friedrich Theodor Vischer, den liberalen Publizisten des 19. Jahrhunderts. „Das Moralische versteht sich immer von selbst“, meinte Vischer. Er wollte damit sagen, dass Leute, die ihre politischen Ansichten auf Moral gründen, einfach zu viele kleine, triviale Brötchen backen. Und von Elias Canetti („Massen und Macht“) stammt: „Das Elend der Moral ist, dass sie immer alles besser weiß und darum nichts erfährt.“
In zahlreichen Artikeln zeigt sich heute sehr deutlich: Da ist die Rede von moralischem Risiko, moralischer Haltung, moralischen Gründen, moralischem Zwang. Immer wieder nur Moral; es fehlt noch der Schlüsselbegriff: die moralische Kontrolle. Und die findet ja mittlerweile auch statt.
Zum Thema auch lesenswert das Buch: „Die Moralapostel. Zerstörung eines Exportweltmeisters“ (LMV, 248 S., 26 Euro, ISBN 978-3-7844-3715-6). Der Autor Fritz Söllner erklärt, wie die Moralisierung der Politik Deutschlands Wirtschaft schwer schadet. „Wir müssen unsere nationalen Interessen verstärken“, schreibt Söllner, „denn die deutschen Moralapostel nehmen keine Rücksicht auf den Schaden, den sie mit ihrer Politik anrichten.“ Söllner fordert die Abkehr vom politischen Moralismus, dafür die Hinwendung zu einer interessengeleiteten Realpolitik.

Isegrim-Plädoyer: Peter Hain mit Wolf Boris, den er als verwaisten Welpen in einem Tierpark aufpäppelte. Er ist Fördermitglied der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt, gegründet von Bernhard Grzimek (1909 – 1987, „Serengeti darf nicht sterben“). Der Verein unterstützt in 50 Ländern Tier- und Naturschutzprojekte. Grzimek war ein Wolfsfreund, lebte zeitweise mit dem Wolf Dschingis zusammen, schrieb auch ein Buch darüber
Wolfswut
Ein deutscher Heimkehrer wird gejagt,
alte Ressentiments bedient
Die Beziehung „Wolf und Mensch“ ist politisch aufgeladen. Erschreckend, wie sich Parteien und Lobbyverbände gegen die Interessen des Natur- und Artenschutzes aufschwingen. Canus Lupus ist kein Kuscheltier, frisst kein Gras, lebt nicht vegan – aber er hat seine Daseinsberechtigung im Naturkreislauf. Ausgerottet kam er vor 25 Jahren nach Deutschland zurück. Ein Heimkehrer, im Gegensatz zu den invasiven Eindringlingen wie Roter Wollkrebs, Marderhund oder Goldschakal. Doch die AfD warnte vor einiger Zeit, dass es bei uns angeblich über 100.000 Wölfe gäbe. (Umwelt-Flyer Jörg Meuthen, 2. Umweltkonferenz der AfD 2019). Das ist ein Märchen. Bisher gibt es keine einzige tödliche Attacke auf Menschen, allerdings häufen sich die Angriffe auf Weidetiere.
100.000 Eurasische Grauwölfe in Deutschland? Beim jüngsten Wolfsmonitoring wurden bei uns um die 1.600 Wölfe nachgewiesen, verteilt über alle Bundesländer. Politiker und viele betroffene Landwirte fordern, die Beutegreifer zur Jagd freizugeben, die Rudel gezielt abzuschießen. Die EU stimmte dem für einzelne Problemtiere zu. Doch die meisten Wölfe sterben durch Verkehrsunfälle und illegalen Abschuss. Übrigens: Umfragen ergaben, dass die Mehrheit der Deutschen den Wolf mag, seine Rückkehr für eine gute Sache hält (Frankfurter Senckenberg-Institut).
Trotzdem werden alte Ressentiments bedient, dass der Wolf eine grausame Bestie sei. Leider zeichnet auch das Wochenblatt JUNGE FREIHEIT das Bild vom bösen Wolf. So in den 1-Seiten-Stories „Der Wolf ist gerissen“ und „Der Wolf und die Politik“. In dem JF-Kommentar „Rotkäppchen klopft an“ wird sogar behauptet, dass es bei uns über 4.000 Exemplare gäbe. Auf dem Land haben die Menschen angeblich Angst, ihre Kinder rauszulassen. Wölfe würden durch Großstädte stromern, der erste „Rotkäppchen“-Fall sei nur eine Frage der Zeit. Unsinn! Wissenschaftliche Untersuchungen ergaben, dass sich die Beutegreifer nur zu 1,6 Prozent von Weidetieren ernähren. Und Wölfe regulieren den Wildbestand, denn in den deutschen Wäldern gibt es zuviel Rehwild und Wildschweine, die die Vegetation extrem schädigen. Die Unfälle durch dieses Wild verursachen Millionenschäden. Werden deshalb alle Bambis und Frischlinge abgeschossen? Immerhin gibt es in Deutschland 460.771 Jägerinnen und Jäger. Und fast alle haben einen Hund: Der Wolf, der Urahn aller Hunde – jeder Dackel ein Mini-Wolf.
Es ist eine politisch aufgeblasene Debatte. Eigentlich geht es um Geld. Natürlich sollten Weidetierhalter Schadenersatz erhalten und Mittel für Wolfsschutz. Auch müssten mehr Präventionsgebiete eingerichtet werden, in denen Wölfe leben, wie jetzt im Westerwald.