In der Demokratie gibt es eine Pflicht, die allem anderen vorgeht: Nämlich zu sagen, was ist!

Prickelnde Landschaft: David Hockneys Osterglocken als Hoffnungsträger in einer schweren Zeit (Abbildung: Hockney)
Denkt daran, dass der
Frühling nicht gestrichen
werden kann
Im Frühling gebe es einen Moment, in dem die Natur erotisiert sei, sagte David Hockney einmal. Es sehe dann so aus, als sei Champagner über die Büsche gegossen worden. Der exzentrische Maler hat schon immer seine Freude an der Natur und ihrem unendlichen Reichtum an Motiven im Wechsel der Jahreszeiten in frischen, leuchtenden Farben vermittelt. Je älter der 87-jährige wird, umso üppiger seine Palette. Aus der Abgeschiedenheit der Normandie hat er diese Vitalität ausströmenden Osterglocken als Hoffnungsträger in die von Corona und Krieg auf den Kopf gestellte Welt gesetzt.
Seine Botschaft: „Denkt daran, dass der Frühling nicht gestrichen werden kann“. David Hockney hat das Bild auf seinem iPad gemalt. Der Künstler hält es mit dem Spruch auf einem burgundischen Weingut: „Wenn sie trinken, sterben sie – wenn sie nicht trinken, sterben sie auch.“ Mit seinen prallen Osterglocken von einer Landschaft, die noch nicht ganz aus dem Winterschlaf erwacht ist, ruft Hockney die Frühlingssymbole von Auferstehung und Neugeburt in Erinnerung.
Danke David, ein lebensbejahendes Zeichen in traurigen Zeiten.

Wiener Sprachblätter, Einzelpreis 8 Euro, 48 Seiten, viele Abbildungen, ISSN: 1018-4570, www.wiener-sprachblätter.at. Man kann auch im Verein „Mutterprache“ Mitglied werden
Kurz-Rezension
Wiener Sprachblätter
Vierteljahresschrift für Sprachkultur
Deutschstunde
Stark wie immer das Heft Nr. 1, 2025. Hauptthemen: „Einfache und leichte Sprache – was das ist und was das soll“. Oder „Wohin geht die deutsche Literatur?“, „Englisch verdrängt deutsch“, „Nicht nur Feldhamster und Frösche sind in Gefahr – auch viele lebendige deutsche Wörter!“ und kein „Oberindianer“ – Chöre streichen Wort aus Lichtenberg-Hit.
Und natürlich geht es auch wieder um Gendern und mangelhafte Korrektheit: so sind dem US-Amerikaner Dustin (@duckyd94) Taschentücher aufgefallen, die mit Happy End beworben werden. Lustig, weil im Englischen ein „Happy End“ für einen Orgasmus steht, also das glückliche Ende eines Liebesakts.
Die Wiener Sprachblätter haben Freude an der Sprache, ein Forum für Sprachkultur. Sie wenden sich an alle, die sich für die deutsche Sprache in Geschichte und Gegenwart interessieren, und denen es ein Anliegen ist, Deutsch als vollwertige Kultursprache zu erhalten: und zwar als Gebrauchs-, Verkehrs-, Literatur- und Wissenschaftssprache innerhalb eines gemeinsamen Europas der Muttersprachen.
Ein offener, wahrhafter Diskurs über „Wegwerf-Sprache“, „SprachpolizistInnen“, „Anglizismenflut“, „Gendern“, Verbote und andere aktuelle Themen.

Stephanie Elsässer: MEIN DEUTSCHLAND, Was mich prägte, was mich stärkte, was mich wütend macht. www.compact-shop.de, ISBN: 978-3-910596-52-8, 19,95 Euro, 207 S., zahlreiche Fotos aus dem Leben der Autorin
Autorin Stephanie Elsässer
„Ich will mein Land wiederhaben!“
Die ehrliche, mutige Geschichte einer ganz normalen deutschen Frau, die eines Morgens aufwacht, als ihr Bett von bewaffneten Polizisten umstellt ist: Razzia, Entrechtung, Entwürdigung. „Ich wurde zur Staatsfeindin erklärt, weil ich Geschäftsführerin einer COMPACT-Firma war, ohne jemals strafrechtlich angeklagt, geschweige denn verurteilt wurde.“ Es ging um das vorläufige Verbot des politischen COMPACT-Magazins (Chefredakteur Jürgen Elsässer). Polizeieinsatz gegen die Pressefreiheit: ungeheuerlich!
„Innenministerin Nancy Faeser hat in ihrem Verfolgungswahl einen Helden geschaffen. Jürgen Elsässer … kann … sich als Widerstandskämpfer für die Pressefreiheit feiern lassen“, schreibt Helmut Markwort am 25. 8. 2024 im Focus.
Stephanie Elsässer schreibt, dass ihre Geschichte auch typisch für den katastrophalen Abstieg, ja der mutwilligen Zerstörung unseres Landes ist. „Ich komme aus dem hessischen Mittelstand und wurde christlich erzogen, hatte eine goldene Jugend in den 1980er Jahren, als unsere Welt noch in Ordnung war.“ Eine junge Stephanie („17 Jahr, blondes Haar“) erlebte ein meinungsoffenes Deutschland: „Ein cooles Jahrzehnt“. Dann zog sie zwei Kinder groß, war beruflich erfolgreich, engagierte sich fast zehn Jahre in der CDU. Aus Enttäuschung über deren Politik trat Stephanie in die AfD ein und kam zu COMPACT. „Damit geriet ich ins Fadenkreuz eines Regimes, das jede Opposition mundtot machen will.“ Noch liebt sie dieses Land: „Aber ich will es wiederhaben, wie es einmal war!“
Ein Buch, eine einzige Anklage, geschrieben aus dem Herzen: Wie der Sozialstaat zerstört wird, das Programm der Eliten, mutige Journalisten im Fadenkreuz, Prophezeiungen, die Mut machen.

Moralspektakel. Wie die richtige Haltung zum Statussymbol wurde und warum das die Welt nicht besser macht. Siedler Verlag, 336 S., 26 Euro, ISBN: 978-3-8275-0156-1
Wir wollen die besseren Menschen sein
„Für die Menschen in der westlichen Hemisphäre ist das ‚Zeitalter des Moralspektakels‘ angebrochen“, schreibt der Philosoph Philipp Hübl. Der Autor hält der neuen digitalen Öffentlichkeit den Spiegel vor und kritisiert, dass es ihr nicht um die Sache gehe, sondern um pure Selbstdarstellung. Motto: Wir sind die guten und besseren Menschen! Hübl meint, dass es auch um soziale Funktionen, um Statussymbole und Gruppenzugehörigkeit gehe – aber vor allem um Macht und Einfluss. Wenn man politisch gegen Andersdenkende keine Argumente mehr hat, kommt die Moral. Sie wird wie eine Monstranz vor sich hergetragen. Der Buchtitel könnte auch „Scheinmoral“ oder „Doppelmoral“ heißen.
Dieses Moralspektakel ist auch eine Einschüchterungskultur. Mit Beispielen belegt Hübl, wie das funktioniert. Seine These: Statusspiel + digitale Medien = Moralspektakel. Vor allem höher gebildete Menschen argumentieren gern moralisch. Hübl nennt sie die „kreative Klasse“, die ihre politische Haltung stärker als andere moralisch auflädt. Insbesondere Intellektuelle neigen dazu, Fakten zu ignorieren, sobald sie ihrem Weltbild widersprechen. In der zweiten Hälfte seines Buches analysiert der Autor die negativen Seiten des Phänomens: „Im hohen Ton über Moral“ zu reden anstatt „soziale Konflikte zu lösen“. Selbst das Regierungsblatt „Das Parlament“ lobte das Werk in einer Rezension.
Meinung
„Das Elend der Moral ist, dass sie immer alles besser weiß und darum nichts erfährt“
Ja, diese rigorose Über-Moral ist merkwürdig. In meinem Buch „Die AfD-Story – Störfall oder Erfolgsmodell“ (2019, ISBN 978-3-00-062373-8) zitierte ich Friedrich Theodor Vischer, den liberalen Publizisten des 19. Jahrhunderts. „Das Moralische versteht sich immer von selbst“, meinte Vischer. Er wollte damit sagen, dass Leute, die ihre politischen Ansichten auf Moral gründen, einfach zu viele kleine, triviale Brötchen backen. Und von Elias Canetti („Massen und Macht“) stammt: „Das Elend der Moral ist, dass sie immer alles besser weiß und darum nichts erfährt.“
In zahlreichen Artikeln zeigt sich heute sehr deutlich: Da ist die Rede von moralischem Risiko, moralischer Haltung, moralischen Gründen, moralischem Zwang. Immer wieder nur Moral; es fehlt noch der Schlüsselbegriff: die moralische Kontrolle. Und die findet ja mittlerweile auch statt.
Zum Thema auch lesenswert das Buch: „Die Moralapostel. Zerstörung eines Exportweltmeisters“ (LMV, 248 S., 26 Euro, ISBN 978-3-7844-3715-6). Der Autor Fritz Söllner erklärt, wie die Moralisierung der Politik Deutschlands Wirtschaft schwer schadet. „Wir müssen unsere nationalen Interessen verstärken“, schreibt Söllner, „denn die deutschen Moralapostel nehmen keine Rücksicht auf den Schaden, den sie mit ihrer Politik anrichten.“ Söllner fordert die Abkehr vom politischen Moralismus, dafür die Hinwendung zu einer interessengeleiteten Realpolitik.

Isegrim-Plädoyer: Peter Hain mit Wolf Boris, den er als verwaisten Welpen in einem Tierpark aufpäppelte. Er ist Fördermitglied der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt, gegründet von Bernhard Grzimek (1909 – 1987, „Serengeti darf nicht sterben“). Der Verein unterstützt in 50 Ländern Tier- und Naturschutzprojekte. Grzimek war ein Wolfsfreund, lebte zeitweise mit dem Wolf Dschingis zusammen, schrieb auch ein Buch darüber
Wolfswut
Ein deutscher Heimkehrer wird gejagt,
alte Ressentiments bedient
Die Beziehung „Wolf und Mensch“ ist politisch aufgeladen. Erschreckend, wie sich Parteien und Lobbyverbände gegen die Interessen des Natur- und Artenschutzes aufschwingen. Canus Lupus ist kein Kuscheltier, frisst kein Gras, lebt nicht vegan – aber er hat seine Daseinsberechtigung im Naturkreislauf. Ausgerottet kam er vor 25 Jahren nach Deutschland zurück. Ein Heimkehrer, im Gegensatz zu den invasiven Eindringlingen wie Roter Wollkrebs, Marderhund oder Goldschakal. Doch die AfD warnte vor einiger Zeit, dass es bei uns angeblich über 100.000 Wölfe gäbe. (Umwelt-Flyer Jörg Meuthen, 2. Umweltkonferenz der AfD 2019). Das ist ein Märchen. Bisher gibt es keine einzige tödliche Attacke auf Menschen, allerdings häufen sich die Angriffe auf Weidetiere.
100.000 Eurasische Grauwölfe in Deutschland? Beim jüngsten Wolfsmonitoring wurden bei uns um die 1.600 Wölfe nachgewiesen, verteilt über alle Bundesländer. Politiker und viele betroffene Landwirte fordern, die Beutegreifer zur Jagd freizugeben, die Rudel gezielt abzuschießen. Die EU stimmte dem für einzelne Problemtiere zu. Doch die meisten Wölfe sterben durch Verkehrsunfälle und illegalen Abschuss. Übrigens: Umfragen ergaben, dass die Mehrheit der Deutschen den Wolf mag, seine Rückkehr für eine gute Sache hält (Frankfurter Senckenberg-Institut).
Trotzdem werden alte Ressentiments bedient, dass der Wolf eine grausame Bestie sei. Leider zeichnet auch das Wochenblatt JUNGE FREIHEIT das Bild vom bösen Wolf. So in den 1-Seiten-Stories „Der Wolf ist gerissen“ und „Der Wolf und die Politik“. In dem JF-Kommentar „Rotkäppchen klopft an“ wird sogar behauptet, dass es bei uns über 4.000 Exemplare gäbe. Auf dem Land haben die Menschen angeblich Angst, ihre Kinder rauszulassen. Wölfe würden durch Großstädte stromern, der erste „Rotkäppchen“-Fall sei nur eine Frage der Zeit. Unsinn! Wissenschaftliche Untersuchungen ergaben, dass sich die Beutegreifer nur zu 1,6 Prozent von Weidetieren ernähren. Und Wölfe regulieren den Wildbestand, denn in den deutschen Wäldern gibt es zuviel Rehwild und Wildschweine, die die Vegetation extrem schädigen. Die Unfälle durch dieses Wild verursachen Millionenschäden. Werden deshalb alle Bambis und Frischlinge abgeschossen? Immerhin gibt es in Deutschland 460.771 Jägerinnen und Jäger. Und fast alle haben einen Hund: Der Wolf, der Urahn aller Hunde – jeder Dackel ein Mini-Wolf.
Es ist eine politisch aufgeblasene Debatte. Eigentlich geht es um Geld. Natürlich sollten Weidetierhalter Schadenersatz erhalten und Mittel für Wolfsschutz. Auch müssten mehr Präventionsgebiete eingerichtet werden, in denen Wölfe leben, wie jetzt im Westerwald.

Das Buch „Der Fan, der Fritz Walter weinen sah. Glanz und Elend der Fußballnation. Ein Politikum“ (Selbstverlag, independently published) ist erhältlich in guten Buchläden und Buchdiensten. ISBN: 978-3-00-078270-1, 256 Seiten, 30 Abbildungen, 22 Euro
Typen, Tragödien, Schicksale –
Fußball, das pralle Leben!
Themen des Buches: Übergier zerstört den Sport, Fußball – ein Spiegel der Gesellschaft, Kicker-Literatur, der Untergang des DDR-Fußballs, Aufstand der Wutfans. Auch eine dramatische Zeitreise, geschrieben von dem Zeitzeugen und Sportjournalisten Peter Hain. Als 13-Jähriger entdeckte er seine Liebe zum Fußball, sah 1954 das WM-Finale im Schwarz-Weiß-Fernsehen. Der Fußball gibt alle nur denkbaren Themen her: Typen, Tragödien, Schicksale – eben das pralle Leben! Die leidenschaftlichsten Geschichten gehen von diesem Sport aus. Nicht nur ein Fußballbuch: Hain lernte Fritz Walter kennen, den Kapitän für Deutschland. Der Fritz, auch ein Vorbild für Heimattreue. „Ein Buch für alle Menschen, die trotz aller Krisen den Fußball noch immer lieben“, sagt Hain, der Fan, der Fritz Walter weinen sah …